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Masterstudierende der Sozialen Arbeit auf dem Buko „to go“ an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg

11.05.2023 | thws.de, Pressemeldung, FAS
Im Fokus stand die Frage nach der Rolle und Notwendigkeit von Sozialpolitik und generell einer soziale(re)n Politik

Das Soziale ist politisch: Studierende des Masterstudiengangs Soziale Arbeit an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt besuchten den Bundeskongress Soziale Arbeit (Buko). Die Fortbildung begleitete Prof. Dr. Dieter Kulke von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften. Das Motto der Tagung an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg: „Das Soziale ist politisch: einmischen, mitmischen, aufmischen!“. Dass „das Soziale politisch" sei, so Kulke, sei ein „alter" Grundsatz der Sozialen Arbeit und auch weiterer sozialer Professionen – er sei aktueller denn je. Vor dem Hintergrund der nun seit schon fast vier Jahrzehnten diskutierten neoliberalen und neosozialen Entwicklungen und ihren Auswirkungen auf soziale und pädagogische Berufe einerseits sowie der aktuellen, gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen andererseits stelle sich die Frage nach der Rolle und Notwendigkeit von Sozialpolitik und generell einer soziale(re)n Politik. Der Buko „to go“ wurde auch in eine Lehrveranstaltung bei Professor Kulke eingebunden.

Der Bundeskongress Soziale Arbeit

Der Buko hat sich 1992 konstituiert und versteht sich als eine professionelle, fachliche und politische Arena für die gemeinsame Positionierung aller sozialen Berufe. In seiner Geschichte setzten die Bundeskongresse Impulse zur Weiterentwicklung sowohl der Profession, als auch wissenschaftlichen Disziplin Soziale Arbeit und verwandter sozialer Berufe.

Die Themen rund um "Das Soziale ist politisch" wurden in Vorträgen, zahlreichen Workshops und Diskussionen vorgestellt. Prof. Dr. Susanne Maurer von der Universität Marburg zeigte in ihrer Keynote Elemente des Utopischen in den Auseinandersetzungen um das Soziale und die Soziale Arbeit auf. Sie betonte, dass das soziale Zusammenleben der Menschen immer auch von Utopien geprägt war, die auch heute für die Soziale Arbeit wichtig seien.

Der Vortrag von Prof. Dr. Melinda Madew von der EH Ludwigsburg schloss daran an, indem sie Konzepte indigenen Wissens und indigener Gemeinschaften auf die Soziale Arbeit bezog. „Buen vivir“ (gut leben) ist ein Konzept aus Südamerika und strebt ein Gleichgewicht mit der Natur, die Reduzierung sozialer Ungleichheit, solidarisches Wirtschaften und eine pluralistische Demokratie mit neuen Räumen zivilgesellschaftlicher Partizipation an. Ubuntu, eine Lebensphilosophie, bezeichnet einen südafrikanischen Kulturwert: Der Begriff selbst schließt an Gemeinsinn, Menschlichkeit und Nächstenliebe an. Diese Verbundenheit auf der Grundlage wechselseitigen Respekts findet sich in der Redewendung „Ich bin, weil du bist.“ wieder. Mit diesem Grundgedanken wurde der Begriff Ubuntu auch für ein gemeinschaftlich entwickeltes Betriebssystem verwendet, das von der Idee her möglichst vielen Benutzern barrierefrei zur Verfügung stehen soll.

Prof. Dr. Günter Rieger verwies in der abschließenden Keynote „Soziallobbying: Professionalisierung und neue Anwaltschaftlichkeit” auf die Bedeutung von politischer Lobbyarbeit für die Soziale Arbeit hin, ein Aspekt, der in der Lehrveranstaltung der Politik Sozialer Arbeit im Master gelehrt wird.

An einer Veranstaltung beteiligt war auch Prof. Dr. Dieter Kulke von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften. In dem Workshop ‚Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit: Potentiale kollektiven Handelns‘ stellte er zusammen mit den Kollegen Prof. Dr. Benjamin Benz, Evangelische Hochschule Rheinland, und Oscar Corman, Hochschule Bremen, Ergebnisse von Forschungen zu den beruflichen Vertretungen der Sozialen Arbeit vor. Demnach hat die schwach ausgeprägte Vertretung Sozialer Arbeit ihre Ursachen in einer Trennung nach verschiedenen Arbeitsfeldern mit je eigenen professionellen Identitäten und Berufsorganisationen, wie z.B. bei den Berufsbetreuern oder der klinischen Sozialen Arbeit sowie nach Beschäftigungsformen als Beamte, Angestellte, Mitarbeiter christlicher Tendenzbetriebe oder Selbstständige. Umso wichtiger sei für angehende und ausgebildete Sozialarbeiterinnen und -arbeiter eine Mitgliedschaft im DBSH, dem größten und generalistischen Berufsverband für die Soziale Arbeit, der auch Mitglied in der International Federation of Social Workers und damit maßgeblich verantwortlich für die Berufsdefinition und das berufliche Selbstverständnis der Sozialen Arbeit in Deutschland sei.