„Forschung sehe ich als Teamleistung.“
Amir Narymany Shandy forscht an der THWS und promoviert seit 2024 am hochschulübergreifenden Promotionszentrum NISys. Im Zentrum seines Promotionsvorhabens steht die Frage, wie sich thermische Materialeigenschaften zuverlässig bestimmen lassen, insbesondere bei neuartigen Werkstoffen wie 3D gedruckten Metall-Keramik-Verbünden.

Foto: Sophia Krotter, THWS
Nach seinem Bachelorstudium der Nanostrukturtechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg absolvierte Amir Shandy ein internationales Praktikum am Catalan Institute of Nanoscience and Nanotechnology (ICN2) in Barcelona. Im nachfolgenden Masterstudium an der THWS widmete er sich den Feinheiten der Labor- und Messtechnik, insbesondere der optischen Temperaturmessung und dem Laser-Flash-Verfahren. Durch seine umfangreiche Labortätigkeit im Rahmen der Masterarbeit gewann Amir Shandy bereits erste Einblicke in die Forschungsarbeit an der THWS - und entschied sich zu bleiben.
Neben seiner akademischen Laufbahn engagiert sich Shandy ehrenamtlich als Truppführer in der Bergungsgruppe des Technischen Hilfswerks (THW) im Ortsverband Würzburg. Dort ist er verantwortlich für die Ausrüstung, bildet neue Helfende aus und führt die Bergungsgruppe im Einsatz. „Es begeistert mich zu sehen, wie Menschen aus völlig unterschiedlichen Lebens- und Arbeitswelten gemeinsam Herausforderungen meistern", erzählt er. Die Entscheidung für eine Promotion an der THWS fiel nicht sofort, sondern entwickelte sich während seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im vom BMWi geförderten Projekt "Optische Differenzkalorimetrie für die moderne Materialforschung bei hohen Temperaturen (OptiMa)". „Gerade das Feedback wenn man Ansätze im "kleinen Kreis" vorstellt und die Erfahrung meiner Kolleginnen und Kollegen sind für mich von großer Bedeutung. Forschung sehe ich deswegen als Teamleistung, denn allein würde ich das nicht schaffen.", sagt er. Ein weiterer wichtiger Grund für die Promotion an der THWS war die Gründung des Promotionszentrums NISys, das die strukturellen Voraussetzungen für Promotionen an der THWS deutlich verbessert hat. Auch die Finanzierung seiner Promotionsstelle durch das Projekt ProPereTHWS bestärkte ihn in seiner Entscheidung.
Shandy forscht an der präzisen Bestimmung thermischer Materialeigenschaften unter verschiedenen Randbedingungen. Seine zentrale Forschungsfrage lautet: Wie lassen sich thermische Eigenschaften zuverlässig, reproduzierbar und materialgerecht erfassen - auch bei komplexen oder neuartigen Werkstoffen, wie 3D gedruckten Metall-Keramik-Verbünden? Besonders spannend findet er die Kombination aus experimentellen Methoden wie dem Laser-Flash-Verfahren mit simulationsgestützten Auswertungen. Für Shandy geht es nicht nur darum, Messergebnisse zu erheben, sondern diese auch physikalisch fundiert zu interpretieren und kritisch einzuordnen:
„Mich fasziniert dabei, wie sich scheinbar kleine Details - etwa im Versuchsaufbau oder der Modellwahl - maßgeblich auf die Aussagekraft der Ergebnisse auswirken können."
Ziel ist es, Methoden weiterzuentwickeln, die sowohl experimentell robust als auch simulationsseitig flexibel genug sind, um fundierte Aussagen über das opto-thermische Verhalten eines Materials zu ermöglichen.
Zu den größten Herausforderungen bei seinen Forschungen zählt für Amir Shandy, bei einer Vielzahl von Ideen den Überblick zu behalten und seinen roten Faden nicht zu verlieren. Denn nicht immer führen alle Ideen direkt zu einem fertigen Ergebnis. Manchmal kommt man an einer Stelle zunächst nicht weiter und muss sich einem anderen Feld widmen, ehe man die ursprüngliche Idee weiterverfolgen kann. „Um das vermeintliche Chaos zu bändigen, habe ich eine Mindmap entwickelt, in der ich alle Ansätze und Modelle systematisch erfasse. Dadurch entdecke ich immer wieder neue Verknüpfungen und alternative Lösungswege", erklärt er.
Für die Zeit nach der Promotion kann sich Amir Shandy gut vorstellen, eine berufliche Laufbahn im Bereich Lehre, Wissensvermittlung oder Wissenschaftskommunikation einzuschlagen und komplexe Themen so zu vermitteln, dass sich andere begeistern lassen. Shandy empfiehlt Promovierenden, ihr Forschungsvorhaben konsequent im Blick zu behalten und klare Prioritäten zu setzen. Gerade in MINT-nahen Bereichen sei es üblich - und notwendig -, neben der Promotion zusätzliche Aufgaben wie Projektarbeit, Lehre oder die Betreuung von Abschlussarbeiten zu übernehmen. Diese Tätigkeiten könnten zwar wertvolle Erfahrungen bringen, jedoch auch den Fortschritt der eigenen Arbeit hemmen. Um dem entgegenzuwirken, rät er, frühzeitig das offene Gespräch mit Kolleginnen, Kollegen, Vorgesetzten und Betreuenden über die verschiedenen Aufgaben zu suchen, damit genügend Raum für die Promotion bleibt.
Zum Weiterlesen:
- Kontakt Amir Narymany Shandy
- Finanzierung der Promotionsstelle ProPere
- Projekt OptiMa
- ResearchGate
Stand: August 2025; Text: Annika Schleicher, Dr. Simone Stork
Der Beitrag ist Teil der Reihe "Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher der THWS", eine Initiative des Teilprojekts Nachwuchsförderung im hochschulweiten Projekt "ProPereTHWS - Professorale Personalgewinnung und -entwicklung an der THWS". Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickeln wir Angebote für verschiedene Zielgruppen entlang der wissenschaftlichen Karriere.
