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FHWS-Studenten vermessen die Vernagthütte („Würzburger Haus“) auf 2755 m in Tirol neu

Präzision in der Erhebung von Daten im Hochgebirge bei erschwerten Raum- und Wettersituationen

Hobby und Beruf miteinander verbinden zu können, ist vielen ein großer Wunsch: Für die beiden Studenten Patrick Walter und Andy Seyfried ging dieser Wunsch zum Abschluss ihres Studiums an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) in Erfüllung. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Vermessung und Geoinformatik sollte die Tiroler Vernagthütte (das „Würzburger Haus“) im Ötztal neu vermessen werden.

Ziel war die Erstellung aktueller Grundrisspläne aller Stockwerke vom Keller über das Erdgeschoss bis in den ersten Stock sowie die Aufnahme der kompletten Gebäudeaußenfassaden. Diese Maßnahme war aufgrund der umfangreichen Umbauarbeiten an der Hütte in den letzten Jahren notwendig geworden und sollte darüber hinaus als Grundlage für die Berechnung der Weg- und Hüttenbausubventionen dienen.

Zu Beginn sahen sich die Studenten die vorhandenen Pläne und Bilder aus dem Archiv des Deutschen Alpenverein-Sektion Würzburg an, um eine konkrete Vorstellung von der Situation innerhalb und außerhalb der Hütte bekommen. Darüber hinaus machte sich Patrick Walter auf einer Skitour mit der Örtlichkeit bekannt. Für die Durchführung ihrer Bachelorarbeit stand den Studenten nur ein begrenzter Zeitraum im Frühjahr des Jahres zur Verfügung, zu einer Jahreszeit also, in welcher der Zustieg zur Hütte und die Außenmessungen bei widrigen Wetterbedingungen große Herausforderungen darstellen konnten.

Bei der Planung der Messarbeiten innerhalb des Gebäudes erkannten die Studierenden schnell, dass die Aufnahme der kleinen, engen, mit Mobiliar bestückten Räume die Erarbeitung eines nicht alltäglichen Messkonzeptes erforderten. Zur Sicherheit probierten sie das aufgestellte Messkonzept, ehe es zur Messung ins Ötztal ging, in einem Würzburger Hostel am Hauptbahnhof aus. Die Raumanordnungen und die Möblierung waren vom Prinzip her denen auf der Vernagthütte mit ihren 140 Betten relativ ähnlich. Die Bausubstanz der Hütte und die Witterungsbedingungen vor Ort hatten für die Studierenden allerdings Überraschungen parat, die in Würzburg nicht auftraten. Am Anreisetag zur Vermessung in Vent in Tirol erwartete die Studenten Neuschnee, den ersten Tag verbrachten sie im Ort damit, auf besseres Wetter zu warten und den Wetterbericht zu verfolgen. Der Aufstieg zur Hütte betrug etwa vier Stunden und muss im Winter per Tourenski oder Schneeschuhen erfolgen. Die Beförderung der Messgeräte mit einem Wert von 100.000 Euro verlief über die vorhandene Materialseilbahn.

In der Vernagthütte starteten die jungen Vermesser ihre Tätigkeit in Räumen mit zugefrorenen Fensterscheiben. Oft mussten Hüttenteile kurzzeitig gesperrt werden, da der Boden aus beweglichen Holzdielen bestand. Schritte hätten bei den empfindlichen Geräten zu Ungenauigkeiten in den Messungen des 3D-Laserscanners und des Tachymeters geführt. Aufgrund der gründlichen Vorbereitungen in Würzburg konnte der Zeitplan für die Messungen im Hochgebirge trotz der schwierigen Witterungsbedingungen ohne große Änderungen umgesetzt werden. Innerhalb einer Woche wurde so die komplette Vernagthütte vollständig dreidimensional erfasst.

In der Hochschule verarbeiteten die Studenten im Anschluss die Daten zu den Fassaden- und Grundrissplänen mit Angaben über Brutto- und Nettogrundflächen der jeweiligen Stockwerke – eine zeitaufwendige Tätigkeit gegenüber der Messung vor Ort, die zeitlich nur ein Achtel der Projektbearbeitung einnahm. Die Grundrisseckpunkte der Hütte wurden in das übergeordnete österreichische Koordinatensystem eingebunden und in ein digitales Geländemodell eingepasst. Die endgültigen Daten wurden digital auf CD und analog auf Plänen der Sektion übergeben. Als nächstes gemeinsames Projekt der FHWS mit dem Deutschen Alpenverein wird die Vermessung der Edelhütte im Zillertal angestrebt.