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Veröffentlichungsreihe „Widerstand in der Sozialen Arbeit“

Elisabeth von Thadden: „Wir wollten barmherzige Samariter sein, aber nichts Politisches.“

Der Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) gibt 2012 und 2103 eine Reihe heraus zum Thema „Widerstand in der sozialen Arbeit“. Dr. Ralph-Christian Amthor, Professor an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, betreut die Reihe wissenschaftlich zusammen mit Professor em. Dr. Joachim Wieler und der Redaktion der Zeitschrift Soziale Arbeit.

Er hat einen von aktuell fünfzehn Persönlichkeiten vorgestellt und zeigt exemplarisch auf, „mit welcher überwältigenden Courage und Entschlossenheit einzelne Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, Frauen und Männer, der nationalsozialistischen Barbarei entgegentraten. Dieses Eintreten gilt es insbesondere deshalb hervorzuheben, weil damit oftmals erschreckende Auswirkungen auf das eigene Leben einher gingen.“ Die Berufsethik in der sozialen Arbeit, Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Alter, Familienstand, Religion, ethnischer Zugehörigkeit, politischer Überzeugung, sexueller Orientierung, körperlicher oder geistiger Behinderung zu helfen und zu unterstützen, war mit den Zielen des Nationalsozialismus und deren „Volkspflege“ nicht vereinbar. Nach Angaben des DIZ` passte sich die Mehrheit der Sozialarbeiter nach 1933 „entweder rasch den veränderten Verhältnissen an oder beteiligte sich sogar aktiv an den nationalsozialistischen `Erneuerungen`. Gleichwohl ging ein Riss durch die Soziale Arbeit, denn der Anteil von jüdischen oder politisch in Opposition zur NSDAP stehenden Berufskolleginnen und -kollegen war relativ hoch, so dass viele Mitglieder des Berufsstandes von Verfolgung, Flucht, Emigration und Deportation betroffen waren.“

Amthor stellt Ernst Federn vor, der in einer jüdischen Familie aufwuchs und dessen Vater mit Sigmund Freud zusammengearbeitet hatte. Sein Wunsch, ein sozialistischer Politiker zu werden, brachte ihn mehrfach ins Gefängnis, es folgte die Internierung in mehrere Konzentrationslager. Er überlebte und wurde tätig als psychoanalytischer Sozialarbeiter. Federn: „Die aus politischen Gründen eingesperrt worden sind, haben das mehr oder weniger erwartet. Und es ist Teil dessen, was man als Kämpfer gegen den Faschismus in Kauf nehmen musste.“

Die Sozialarbeiterin Elisabeth von Thadden war u.a. im Kinderdorf und im Landeserziehungsheim tätig und geriet zunehmend aufgrund ihrer Unterstützung von jüdischen Mitbürgern, der Sammlung von Lebensmittelkarten für Untergetauchte in Gefahr. Ihr Ziel: „Wir wollten barmherzige Samariter sein, aber nichts Politisches.“ Ein ungeschütztes politisches Gespräch führte zur Verhaftung, die Anklage lautete „Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“, von Thadden wurde 1944 durch das Fallbeil hingerichtet.

Weitere Informationen unter www.dzi.de/dzi-institut/verlag/soziale-arbeit/reihe-widerstand-in-der-sozialen-arbeit/