Vorbild Bekleidungsindustrie: Dekan der FHWS beteiligt sich am Nürnberger Bündnis „Fair Toys“
Vertreter von acht zivilgesellschaftlichen Gruppen, der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS), des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg und eine Spielwareneinzelhändlerin trafen sich im Januar in Nürnberg, um die Hauptstoßrichtungen ihres Engagements für würdige Arbeitsbedingungen in der Spielzeugindustrie festzulegen und gemeinsame Aktivitäten für 2018 zu besprechen.
Den Einstieg bildete ein Vergleich zwischen der Situation in der Bekleidungsindustrie, in der es bereits Vorreiterunternehmen und ein verlässliches Kontrollsystem gibt, und der aktuellen Situation in der Spielzeugindustrie. In beiden Branchen stellten Arbeitsrechtsverletzungen die Regel, nicht die Ausnahme dar nach Angaben der Studie "Toys Report 2017". Beide Branchen arbeiten mit Firmenaudits und freiwilligen Selbstverpflichtungen, die oft nicht die gewünschten Wirkungen entfalten können.
Die Spielzeugbranche, so die Annahme, könnte stark von den Erfahrungen der Bekleidungsindustrie profitieren. Verlässliche Auskunft über die Verwirklichung von Menschen- und Arbeitsrechten in der Lieferkette ließe sich nur durch größtmögliche Transparenz und die Kontrolle über ein „Multi-Stakeholder-Gremium“ herstellen. Als Vorbild könne hier die Fair Wear Foundation aus der Bekleidungsindustrie herangezogen werden. Bisher seien jedoch kaum Unternehmen aus der Spielzeugindustrie bereit, ihre Einkaufspraxis strukturell zu ändern. Deswegen steht für 2018 u.a. die Information der Öffentlichkeit im Fokus der Aktivitäten des Bündnisses Fair Toys, die am 2. Februar mit einem Messerundgang mit Schülern sowie Vertretern aus Politik und Wissenschaft und anschließender Pressekonferenz auf der weltgrößten Spielwarenmesse ihren Auftakt findet.
Beim ToyAward, dem Neuheitenpreis der Nürnberger Spielwarenmesse, scheint die Frage nach dem Engagement für Arbeitsrechte keine ausreichende Berücksichtigung gefunden zu haben. „Während andere Branchen ihre Lieferketten immer mehr auf Nachhaltigkeit ausrichten, hat die Spielwarenbranche hier noch massiven Nachholbedarf!“, kommentiert es das Bündnismitglied Professor Dr. Bolsinger, Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften an der FHWS. Das Nürnberger Bündnis fordert konkrete Taten der Spielwarenindustrie. In der ersten Jahreshälfte ist eine Studie zu CSR-Anstrengungen von Spielzeugunternehmen in Deutschland in Vorbereitung, die erste Transparenz über die erforderlichen Taten und vorhandenem good practice schaffen soll.