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Studierende der Soziale Arbeit besuchen Gedenkstätten und „International Days“ in Linz

01.08.2023 | Pressemeldung, FAS
Auf dem fünftägigen Exkursionsprogramm standen Vorträge, Besuche sozialer Einrichtungen und Gedenkstätten

Die internationale Zusammenarbeit und der Blick ins Ausland werden immer wichtiger. Deshalb haben Studierende des Schwerpunkts Soziale Arbeit und Behinderung an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) die Chance zu internationalen Begegnungen genutzt: Sie besuchten unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Kulke die „International Days. Crossroads in Social Work – Exploring New Paths“ am Standort Linz der Fachhochschule Oberösterreich (FH OÖ). Eingeladen waren Angehörige der Partnerhochschulen. Insgesamt kamen rund einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter ihnen viele Studierende, aus USA, Kanada, Finnland, Deutschland und weiteren Ländern. Vormittags fanden in zwei Zeitfenstern Seminare und Workshops zu unterschiedlichen Themen statt, nach einer Mittagspause konnten die Teilnehmenden dann in Field Visits verschiedene Angebote der Sozialen Arbeit in Linz kennenlernen.

Noch vor dem Besuch der „International Days“ besuchten die Studierenden die Lern- und Gedenkstätte Schloss Hartheim. Hier war von 1940-1944 eine von sechs Euthanasie-Anstalten des NS-Regimes, in der nahezu 30.000 Menschen ermordet wurden. Es handelte sich um psychisch kranke sowie körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen, teils Bewohner der Landesheil- und Pflegeanstalten aus ganz Süddeutschland und Österreich, teils arbeitsunfähige KZ-Häftlinge aus den Lagern Mauthausen, Gusen, Ravensbrück und Dachau sowie Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die museumspädagogische Arbeit in Schloss Hartheim richtet sich auch an Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Die Ausstellung „Wert des Lebens“ mache deutlich, wie sehr der Wert menschlichen Lebens an Funktionsfähigkeit und Tüchtigkeit gemessen werde – eine Herausforderung unter den Aspekten Menschenrechte und Inklusion, so lautete die Einschätzung von Prof. Dr. Dieter Kulke, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften, der die Exkursion begleitete.

"Gamification" in Sozialer Arbeit

International Days: In dem Seminar „Gamification in Social Work“ wurde an drei Beispielen aus Finnland demonstriert, wie Spiele zielgerichtet in sozialarbeiterischen Kontexten genutzt werden können. Nach einem kurzen theoretischen Exkurs bekamen die Studierenden selbst die Möglichkeit „Fölis“, „Seppo“ und „ThingLink“ auszuprobieren. Bei dem in der sozialen Rehabilitation verwendeten Brettspiel „Fölis“ wird durch Fragenkarten Selbstreflektion zu Themen aus verschiedenen Lebensbereichen angestoßen, an der auch die anderen Mitspielenden teilhaben konnten. Durch die Gaming-Plattform „Seppo“ wurde die Umgebung selbst zum Spielbrett, auf dem sich Gruppen von Studierenden mittels Smartphones orientieren mussten, um an verschiedenen Orten Aufgaben zu erledigen. Auf diese Weise wurde spielerisch der Sozialraum erkundet und das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe gestärkt. Mittels Smartphones und dem web-basierten Programm „ThingLink“ konnten die Studierenden in einem durch 360°-Fotos erstellten sozialarbeiterischen Übungsfall eine Wohnung nach Hinweisen auf Kindeswohlgefährdung durchsuchen und dabei von Raum zu Raum gehen. Im Anschluss wurden weitere kurze Szenarien unter Einsatz einer VR-Brille präsentiert.

In dem Vortrag von „SOS Menschenrechte“ wurde über die prekäre Lage von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich berichtet. „SOS Menschenrechte“ unterstützt Geflüchtete und Asylbewerbende bei der Anerkennung des Asylstatus und hilft in unterschiedlichen Lebensbereichen. Ein Betroffener berichtete zudem von seiner eigenen Fluchtgeschichte über den Iran in Richtung Österreich und seinen schwierigen Weg zur Anerkennung als Asylberechtigter. Zudem berichtete er über die teils unmenschlichen Praktiken während des Asylverfahrens in Österreich.

Beispiele für politische Interventionen erarbeitet

Prof. Dr. Dieter Kulke präsentierte in einem Workshop ‚Policy Practice in Social Work‘. Nach der Vorstellung theoretischer Konzepte zu politischer Sozialer Arbeit wurden empirische Ergebnisse vorgestellt sowie Beispiele für politische Interventionen erarbeitet.

Am letzten Tag der „International Days“ stand der Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen auf dem Programm. Es bestand vom 8. August 1938 bis zu seiner Auflösung nach der Befreiung am 5. Mai 1945. Im KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern wurden rund 200.000 Menschen inhaftiert, von denen mehr als 100.000 ums Leben gekommen sind. Angelegt wurde es direkt neben einem großen Steinbruch, in dem die Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten. In der Führung durch das Lagergelände wurde insbesondere auf zwei Aspekte hingewiesen: das Wegschauen der Bevölkerung vor den Verbrechen im Lager und im Steinbruch sowie die fehlende Solidarität, auch der Häftlinge untereinander, die Widerstandsaktionen verhinderte. Diese Aspekte weisen auf zwei zentrale Aufgaben Sozialer Arbeit hin: die Wahrnehmung und Thematisierung sozialer Ungerechtigkeit und die Förderung von Solidarität und Zusammenhalt.

 

Kontakt:                              


Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Prof. Dr. Dieter Kulke

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97070 Würzburg

dieter.kulke[at]thws.de

 

Pressekontakt:                 

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Angela Kreipl

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