Studierende der FHWS auf einer Wiese, c Jonas Kron

THWS students on a meadow, c Jonas Kron

Studierende der FHWS an Bohrmaschine, c Stefan Bausewein

THWS students a drilling machine, c Stefan Bausewein

Studierende der FHWS, c Jonas Kron

THWS students, c Jonas Kron

„Forschung funktioniert nur interdisziplinär“

Foto Dr. Gesa Foken
Foto: Jean Drache.

Leipzig – Paris – Würzburg: Ihre akademische Laufbahn hat Dr. Gesa Foken bereits an verschiedene Orte geführt. Seit 2022 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Gestaltung. Dort erforscht sie, wie algorithmisches Denken die künstlerisch-gestalterische Praxis beeinflusst.

Dr. Gesa Foken hat Grafik Design und Bildende Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (HGB) studiert. Währenddessen und kurz danach haben sie längere Studienaufenthalte nach Frankreich geführt, darunter auch an die École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. Ein Aspekt ihrer theoretischen Diplomarbeit zur Bedeutung des Skizzenhaften lässt sie auch nach deren Abschluss nicht los: „Während der Literaturrecherche habe ich festgestellt, dass die Problematik gegenwärtiger Offenheitsästhetik noch nicht bearbeitet wurde – schon gar nicht aus Sicht einer Praktikerin.“ Deshalb entschied sie sich – neben Kunstpraxis und Kulturvermittlung – für eine Promotion in philosophischer Ästhetik an der HGB.

2020 wurde Dr. Gesa Foken Lehrbeauftragte an der Fakultät Gestaltung, seit Oktober 2022 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin. „Wissenschaftliche Mitarbeit heißt auch, in die Lehre involviert zu sein“, sagt sie. „Meine bereits geleistete Forschung nehme ich mit in diese Praxis und vertiefe sie dort.“ Zudem ist eine kontinuierliche und breit aufgestellte weiterführende Forschung nötig, um aktuelle Lehrinhalte und ein individuelles Eingehen auf die Studierenden zu gewährleisten. An die THWS kam sie, weil sie neben der Lehre die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Gerhard Schweppenhäuser, einem sehr bekannten Philosophen, Kultur- und Designtheoretiker, sowie die Möglichkeit zur weiteren individuellen Forschung reizte. Zudem überzeugte sie die konzept- und wissenschaftsorientierte Herangehensweise in Würzburg: „Praxis und Forschung sind an der Fakultät Gestaltung sehr reflektiert, aber auch engagiert: Hier fragt man sich, was Design angesichts aktueller Problemlagen tun kann.“

„Wie im Studium zwischen vielen verschiedenen Fachgebieten und Aufgaben zu springen – das ist quasi der Lebensalltag von Forschenden mit Lehrpraxis.“

In ihrem derzeitigen Forschungsprojekt (“Zeichnung nach dem Algorithmus. Zur Delegation der Formbildung“) beschäftigt sich Dr. Gesa Foken mit der Veränderung der Gestaltungsdisziplinen durch den Einfluss algorithmischer Prozesse. Algorithmen schrieben zunehmend auch in nicht-digitalen Praxen Entscheidungsvorgänge im Vorab fest, erklärt sie, und machten aus komplexen Hinwendungsschritten verzahnte Regelwerke. Dieses regelbasierte Denken schließe Intuition und Prozessorientierung aus. „Es gibt Praktiken, bei denen Gestalterinnen und Gestalter selbstgewählt nach solchen Formularen arbeiten und diese einer Maschine gleich ausführen“, erklärt Foken. „Wenn Menschen sich freiwillig zu bloß Ausführenden machen – das ist der Punkt, der mein Interesse weckt.“

Forschung funktioniere nur interdisziplinär, sagt Dr. Gesa Foken, denn in ihrem Projekt kommen viele verschiedene Bereiche zusammen: Von Kunst, Design und Architektur, über Digitalisierungs- und Gesellschaftstheorie bis hin zur Theorie der Form und Formbildung. „Wenn man einem Phänomen auf den Grund gehen möchte, kann man nur von allen Seiten darauf schauen.“ Zudem hat sie aktuell nicht nur ein konzentriertes Forschungsprojekt, sondern auch viele assoziierte Themen. „Wie im Studium zwischen vielen verschiedenen Fachgebieten und Aufgaben zu springen – das ist quasi der Lebensalltag von Forschenden mit Lehrpraxis“, sagt sie.

Als Forschende sieht sie auch die Studierenden der Fakultät für Gestaltung. „Bereits während des Masterstudium sind viele befähigt, eigenständige Forschungen durchzuführen.“ Anderen Nachwuchsforscherinnen und -forschern rät sie, sich ein Unterstützernetzwerk zu suchen, zum Beispiel eine Stiftung, Hochschule oder wissenschaftliche Assoziation. Zudem solle man sich von seinen eigenen Interessen leiten lassen und mutig sein: „Wenn man sich für ein Thema interessiert, sollte man das forcieren. Auch wenn man am Anfang noch nicht weiß, wohin dies führt.“

Zum Wintersemester 2023/24 ist Dr. Gesa Foken als Professorin an die Hochschule Darmstadt berufen worden.

Zum Weiterlesen:

Stand: September 2023


Der Beitrag ist Teil der Reihe "Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher der THWS", eine Intiative des Teilprojekts Nachwuchsförderung im hochschulweiten Projekt "ProPereTHWS - Professorale Personalgewinnung und -entwicklung an der THWS". Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickeln wir Angebote für verschiedene Zielgruppen entlang der wissenschaftlichen Karriere.