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Kommunikationsforscher Frühbrodt hielt Vortrag auf Tagung des Europäischen Journalistenverbands

20.03.2018 | Pressemeldung, FANG
Stiftungen sollten verstärkt journalistische Start-ups und Projekte finanzieren

Welchen Beitrag können Stiftungen zur Stützung des ökonomisch kriselnden Journalismus leisten? Über diese Frage hielt Professor Dr. Lutz Frühbrodt, Leiter des Master-Studiengangs „Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation“, einen Vortrag auf einer Tagung der European Federation of Journalists (EFJ). In einer Konferenzreihe in verschiedenen europäischen Städten diskutieren Spitzenfunktionäre europäischer Journalistenverbände über die zukünftige Entwicklung des Journalismus. Auf der EFJ-Konferenz in Nürnberg drehten sich die Vorträge und Diskussionen um digitalen Journalismus und neue Geschäftsmodelle.

Dabei stellte Professor Frühbrodt eine Variante vor, die vor allem für journalistische Start-ups von Interesse sei: die Anschubfinanzierung durch gemeinnützige Stiftungen. Als Leuchtturm für diesen Ansatz gilt das Redaktionsnetzwerk „Correctiv“, das seit 2014 von mehreren Stiftungen gefördert wird. Frühbrodt hat erforscht, inwieweit dieses Modell seitdem Schule gemacht hat. Seine Ergebnisse, die er auch vor den europäischen Verbandsfunktionären in Nürnberg präsentierte: In Deutschland fördern derzeit 85 Stiftungen in der einen oder anderen Form Journalismus, meist jedoch mit Journalistenpreisen sowie mit Recherche- und Reisestipendien, deutlich seltener in Gestalt größerer Projekte wie „Correctiv“.

Ein weiteres Resultat von Frühbrodts Forschung besteht darin, dass es vor allem Stiftungen ehemaliger und zum Teil verstorbener Verleger wie Rudolf Augstein oder bekannter Journalisten wie Ulrich Wickert sind, die sich der Förderung des Journalismus annehmen. Frühbrodt appellierte am Ende seines Vortrags an Stiftungen, die nicht aus dem Mediensektor stammen, stärker journalistische Projekte zu fördern, weil dies wichtig für die demokratische Auseinandersetzung in unserer Gesellschaft sei. Er räumte allerdings auch ein, dass die Gefahr von Interessenkonflikten bestünde: Stiftungsgeförderte Journalisten würden möglicherweise nicht mehr kritisch genug über die Branchen berichten, aus denen ihre Förderer stammen. Diese Gedanken Frühbrodts wurden anschließend lebhaft und engagiert von den europäischen Journalismus-Funktionären diskutiert.

Auf der Tagung stellte u.a. Google seine – in der Fachöffentlichkeit umstrittene – „Digital News Initiative“ vor, mit der der US-amerikanische Technologiekonzern neue Formen des digitalen Journalismus finanziell fördert. Großes Interesse fand zudem eine Vertreterin des Schweizer Start-ups „Republik“. Die digitale Zeitung startete vor kurzem mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit als Projekt renommierter Journalisten, mit dem diese einen kritisch-aufklärerischen Journalismus in der eher konservativen Schweizer Medienlandschaft zum Erfolg führen wollen.