„Augmented and Virtual Reality – Spielzeug oder Werkzeug?”
Augmented und Virtual Reality – der fachliche Schwerpunkt des diesjährigen Geodätischen Kolloquiums an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt im November orientierte sich an einem hochaktuellen Thema „Augmented and Virtual Reality – Spiel-zeug oder Werkzeug?“ und bescherte den Veranstaltern einen gut besuchten Hörsaal.
Professor Dr. Mark Vetter, Hochschulprofessor im Studienbereich Geo der FHWS, erläuterte im ersten Fachvortrag „Geo-Virtual-Reality mit Game Engines – nur ein Spiel“ zunächst die Grundlagen und gegenseitigen Abgrenzungen von Virtual und Augmented Reality. Anschließend präsentierte er einige historische Meilensteine dieser jungen Fachdisziplin. Hierbei wurde deutlich, dass viele hardwarebezogenen Entwicklungen, die heute die Nutzung von Virtual Reality (VR) ermöglichen, buchstäblich erst in den letzten Jahren erfolgten. Dies bezieht sich sowohl auf die entsprechende Grafikkartenhardware, als auch auf die VR-Brillen inklusive entsprechender Tracking-Technologien.
Die Softwarelösungen im Bereich Virtual Reality lassen sich ideal mit den Zielen der Geovisualisierung verbinden. Geodaten können über sogenannte Game-Engines (Programme zur Erstellung von Videospielen) in diese Plattformen integriert werden. Die daraus abgeleiteten 3D-Visualisierungen können idealerweise fotorealistisch dargestellt werden. Diese anspruchsvollen Geovisualisierungen sind immersiv (illusorisch erfahrbar) und interaktiv erfahrbar.
Sarah Boss, Marketing-Leiterin der Firma VRdirect, München, beleuchtete die Thematik in ihrem Beitrag „Virtual Reality für Unternehmen - Sinnvolle Anwendungsgebiete und Implementierung“ primär aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Wie bei allen technischen Innovationen folgt die Aufmerksamkeitskurve dem „Hype-Zyklus“. Bis vor wenigen Jahren habe sich die Thematik AR/VR noch tief im „Tal der Tränen“ befunden. Dies habe sich in den letzten ein bis zwei Jahren deutlich geändert, was sich auch an einem stetig steigenden Auftragszuwachs für das Unternehmen zeige. Ganz wesentlich: AR und VR seien nicht nur für große Firmen interessant. Auch kleinere und mittlere Firmen entdeckten die virtuellen Welten. Dabei stehe nicht nur der Bereich „Marketing & Sales“ im Fokus. Sinnvolle Anwendungsgebiete für Virtual Reality seien auch Indoor Digitalisierung sowie Aus- und Weiterbildung. Boss präsentierte hierzu eine Fülle von Anwendungsbeispielen.
Die Frage „Spielzeug oder Werkzeug“ wurde von beiden Referenten klar beantwortet: Wir befinden uns gegenwärtig technologisch am Ende der Entwicklungs- und Erprobungsphase von VR und AR, die Produktionsphase habe begonnen. Interessante Projekte mit Raumbezug z.B. im Hoch- und Tiefbau, in der Architekturvisualisierung sowie in der Stadt- und Regionalplanung warteten auf ihre Umsetzung.
Ein fester Bestandteil des Geodätischen Kolloquiums ist die Prämierung herausragender Abschlussarbeiten. In diesem Jahr wurde von der Bayerischen Vermessungsverwaltung die Bachelorarbeit von Julian Unertl („Übergang vom Bezugssystem DHDN/GK nach ETRS89/UTM in der Bayerischen Vermessungsverwaltung: Möglichkeiten der Genauigkeitssteigerung und stichprobenartige Untersuchungen der Genauigkeit“) gewürdigt. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) prämierte zwei Arbeiten: Michaela Kuba („Modernes Airborne Laserscanning in der Waldbereinigung“) und Sarah Weiß („25 Jahre Dorferneuerung – was bleibt?“) erhielten Anerkennung für ihre Arbeiten aus dem Bereich der ländlichen Entwicklung. Mit Maximilian Hupp wurde erstmals ein Absolvent des Studiengangs Geovisualisierung durch den Verein Deutscher Vermessungsingenieure ausgezeichnet. Thema seiner Arbeit: „Erstellung von druckbaren 3D-Modellen am Beispiel von Architekturvisualisierungen“. Der Harbert-Buchpreis des Deutschen Vereins für Vermessungswesen ging traditionsgemäß an den Jahrgangsbesten, ausgezeichnet wurde David Kernstock.
Das Geodätische Kolloquium ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Studienbereichs Geo (FHWS) und der Fachverbände Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement (DVW) Bayern, Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV) und Ingenieurverband Geoinformation und Vermessung Bayern e.V. (IGVB).