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FHWS-Mitglieder formulieren Schritte auf dem Weg zu mehr Diversität und sozialer Gerechtigkeit

20.08.2020 | thws.de, Pressemeldung, FAS
Arbeitsgruppe der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften gibt Startschuss für partizipativ angelegten Entwicklungsprozess

Die internationale Ausrichtung der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) beeinflusst den Hochschulalltag. Menschen aus unterschiedlichen Regionen der Welt kommen in der Hochschule zusammen. Ein diversitätssensibel gestaltetes Lern- und Arbeitsumfeld ist daher mitentscheidend für den Erfolg der Hochschulentwicklung und den Studienerfolg (Diversitätssensibilität: Anerkennung und Wertschätzung des Vorhandenseins einer Vielfalt an Menschen mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften und Merkmalen sowie Erkennen und Abbau von Ungleichheiten und Barrieren).

Dass Diversitätssensibilität und soziale Gerechtigkeit nicht selbstverständlich sind, zeigen Erhebungen aus den letzten Jahren an mehreren Hochschulen. Bei einer Befragung der Christian-Albrechts-Universität Kiel gaben 15,3 Prozent der über 5.000 befragten Studierenden an, diskriminiert worden zu sein. In einer Studie der Universität Duisburg-Essen (2010) waren es 8,9 Prozent der 5.500 Teilnehmenden, und in einer Umfrage der TH Mittelhessen (2014) mit 1.632 Studienteilnehmenden hatten 11,3 Prozent diskriminierende Erfahrungen gemacht. Bei Studierenden mit Migrationshintergrund, die in einer Studie der Stiftung Mercator zu Gründen eines Studienabbruchs von Studierenden mit Migrationshintergrund befragt wurden, gaben 18 Prozent (Studienabbrechende) bzw. 22 Prozent (Absolvierende) der Teilnehmenden an, diskriminierende Erfahrungen an der Hochschule gemacht zu haben (Ebert & Heublein 2017). Und nicht zuletzt die „Black lives matter“-Bewegung und die anhaltenden Proteste gegen die strukturelle Diskriminierung von „persons of color“ verdeutlichen, wie wichtig institutionell-verankerte Anti-Diskriminierungsstrategien und eine reflektierte Auseinandersetzung mit der Thematik sind.

Vor diesem Hintergrund hat die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften einen partizipativ angelegten Entwicklungsprozess initiiert, der Studierende, Lehrende, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Funktionsträgerinnen und Funktionsträger und Mitarbeitende der Verwaltung integriert.

Einen Einstieg in den gemeinsamen Gestaltungsprozess stellte die Bachelorarbeit von Antonia Tschierschke, Absolventin im Studiengang Soziale Arbeit, dar. Sie hatte im Sommersemester 2020 in einer explorativen qualitativen Studie Studierende des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit mit Migrationserfahrung interviewt. Die Ergebnisse dieser Studie bildeten zum Ende des Sommersemesters 2020 den Ausgangspunkt eines virtuellen Workshops zum Thema Diversität und Anti-Diskriminierung. Mitglieder der Fakultät tauschten sich über Ideen auf dem Weg zu einem diversitätssensiblen und sozial gerechten Hochschulalltag aus. Der Ist-Zustand wurde sondiert, mögliche strukturelle Diskriminierungsrisiken diskutiert. Die Mitglieder des Workshops brachten erste Überlegungen zu strukturellen und institutionellen Maßnahmen vor, sprachen über das Angebot von sensibilisierenden Trainings sowie über die Notwendigkeit der Erhebung relevanter Daten und über die Notwendigkeit von Anlaufstellen (z.B. Ombudspersonen oder Beschwerdestellen) und Interessensvertretungen, um einen angemessenen Umgang mit und eine Aufarbeitung von Diskriminierungserfahrungen zu ermöglichen. Insbesondere teilnehmende Studierende mit Wissen über und/oder direkter Diskriminierungserfahrung aufgrund ethnischer Herkunft und/oder Geschlecht formulierten konkrete Bedarfe.

Der rege Austausch, die geführten Debatten und die hohe Anzahl der Teilnehmenden zeigen, wie wichtig eine konstruktive Auseinandersetzung ist. Der nun initiierte Prozess wird im Wintersemester fortgeführt. In den nächsten Schritten werden Bausteine einer Diversitäts- und Antidiskriminierungsstrategie sowie Maßnahmen zu ihrer Umsetzung erarbeitet. Ziel ist ein gelebter diversitätssensibler Hochschulalltag, der vorhandene Vielfalt als Realität anerkennt und Diskriminierung präventiv und intervenierend begegnet.

Interessierte an der Teilnahme und zukünftigen Treffen der entstehenden Arbeitsgruppe können sich anmelden über Anna-Lisa Klages